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Schätze der ersten Harheimer - in Harheims Boden seit über 1500 Jahren

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Der Arbeitskreis Bodenfunde meldet sich - Überraschung 2008 und 2009:

In Harheim-Nord stieß die Bodendenkmalpflege Frankfurt am Main auf ein steinzeitliches Haus aus der Rössener Kultur (4. Jt. v. C.), auf ca. 40 Gräber der Kelten der Hallstattzeit (um 700 v. C.) und bislang auf 134 Gräber der Frankenzeit (Ende des 5./6./7./8 Jh.) mit jeweils wertvollen Beigaben.

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Weitere Fotos siehe unten ...

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Fränkische Funde des Gräberfelds vom 7. u. 8. Jh.  wurde schon zuvor, insbes. um 1970 in der Hochfeldstraße gemacht. Die Franken lagen in Ost-West-orientierten Holzkammern, die sich mit Hilfe der Dendrochronologie zur Datierung eignen. Von 60 Gräbern sind 50 beraubt. Dennoch sind die Funde so bemerkenswert, dass die Deutsche Forschungsgemeinschaft darüber berichten wird. Es gab eine Jenseitsvorstellung. Den Toten wurden Speisen in Gefäßen mitgegeben, etwa Eier in einem Topf, Fleischbeilagen, Glasbecher, stempelverzierte Knickwandtöpfe, die Leitform fränkischer Keramik, Toilettenartikel wie Kämme, Haarnadeln, Pinzetten, Schmuck wie Perlenketten - manche Frauen haben bis 300 Glasperlen -,  Bronzeschnalle am Gürtel aus Leder, bestickt, teils mit Seide überzogen, Gürtelgehänge mit Eisenmesser in Scheide an Kette, Münzen, Schnecken vom Mittelmeer als Fruchtbarkeitssymbol, Knochenscheibchen, Wetzstein, Waffen der Männer, Langschwert, Kurzschwert (Spata), Wurfaxt (Franziska), Pfeilspitzen, Schildbuckel, wobei die Schwerter oft geraubt sind wie der Schmuck der Frauen und wertvolle Tracht. Gewänder wurden mit unterschiedlichen Fibeln gehalten, mit Almandinfibeln in Scheiben (Rund-) und Adlerform (Gold), Almandin-Rosette mit Granulierung - kleinen Kügelchen -, S-Fibel mit Almandinaugen im Vogelkopf, größere Bronze-Büghelfibeln mit Almandinrundeln. An einer fränkischen Kette hing ein Bruchstück eines keltischen Glasarmrings. Toten waren vier Pferde mitgegeben, eins mit Sattel. Nicht jeder Franke durfte ein Pferd halten.  Die Funde weisen sowohl Kelten wie Franken als eine gehobene soziale Schicht aus. Gold war dem Adel vorbehalten. In unmittelbarer Nachbarschaft, in Nieder-Erlenbach, wurden 137 fränkische Gräber, drei mit Pferden, vollständig erfasst.

 

Mit den dargestellten Funden, die Harheimer Funden vergleichbar sind, begegnen uns die  Gründer Harheims, die ersten Harheimer. Alle Orte mit Endungen mit „-heim” sind fränkischen Ursprungs.

 

Sämtliche Darstellungen, Repliken, gefertigt von Mareike und Rolf Bulka, entsprechen den Harheimer Funden im Gäberfeld der Gründer Harheims aus der Merowingerzeit, der Franken (Gräber ab 480 n. C., 5./6. Jh.), in der Flur Auf der Heiern (Hegirn, Hege, eingefriedetes Gebiet) und Umgebung. Wegen der Bedeutung der Harheimer Funde und ihrer hohen Qualität hat sich die Deutsche Forschungsgemeinschaft das Erstpublikationsrecht vorbehalten. Wir stellen daher vorerst mehrfach Funde aus, die Harheimer Funden entsprechen und die öfter vorkommen. Ausnahmen bilden die Adlerfibel, die einem Harheimer Original in Gold mit roter und grüner Einlage nachgebildet ist oder kleine Scheibenfibeln mit Almandineinlagen oder Pfeilspitzen.  Die frühen Funde der Zeitgenossen Chlodwigs stammen vom Bereich des neuen Kindergartens in Harheim-Nord. Funde des 7./8. Jh. fanden sind schon um 1970 unterhalb und zwar in der Hochfeldstraße, wohin sich das fränkische Gräberfeld ausdehnt. Nach der Publikation der DFG werden weitere Repliken Harheimer Originale ausgestellt werden.

 

Die Belegung erstreckte sich auch auf Gelände östlich der Maßbornstraße. Es siedelte in Harheim bereits die erste Generation der Franken aus der Merowingerzeit, die auf Geheiß Chlodwigs auszog, um das Land nach dem Sieg über die Alemannen bei Zülpich (Tolbiacum, in der Eifel) 476 zu besetzen und zu besiedeln. Möglicherweise ging der Auftrag zur Besiedlung hier auch von bereits fränkischen Adligen in Frankfurt a. M. auf dem Domhügel aus, deren Sitz durch das merowingische Mädchengrab (im Dom, 7. Jh.) nachgewiesen ist. Die Männer, die Harheim gründeten, waren als Waffenträger freie Franken. Gold durften nur Personen ab dem niederen Adel tragen, was festgelegt war. Somit siedelte hier eine Adelsschicht, worauf auch die Pferdebestattungen bei Toten hinweisen. Sie ist als Sippe mit mehreren Generationen vertreten. Dennoch gab ihr Anführer Harheim (Horheim, mhd. Sumpfheim, Feuchtniederung an der Mündung des Eschbachs in die Nidda) nicht seinen Namen wie z. B. in Eschersheim, Heim des Escridis, oder Preungesheim, Heim des Bruningis. Vielmehr war hier die Lage im Feuchtgebiet an der Mündung des Eschbachs in die Nidda für die Namensgebung maßgebend. Ein Fund lässt sich über gefundenes Holz, Särge u. a.,  mit Hilfe der Dendrochronologie am besten datieren, sogar die Jahreszeit.

 

Der Grund für die Besiedlung der Franken wie schon für ihre Vorgänger ist der fruchtbare Lößboden, der das Überleben und nicht nur ein Auskommen, sondern auch ein Einkommen sicherte.

 

Die Repliken nach fränkischen Vorlagen, die Harheimer Funden vergleichbar sind, stellen dar:

Schätze der ersten Harheimer - in Harheims Boden seit über 1500 Jahren

Große Scheibenfibel, Goldblech, Almandinen,weiße Steineinlagen, Granulierung, Verzierungen. Solch ein Frauenschmuck wurde aus Harheimer Grab geraubt, ist aber durch Scheibe und Oxydation (grün) nachgeweisen.

Bügelfibel mit als Tierkopf gestaltetem Fuß, halbrunder Kopfplatte, Nielloeinlagen sowie 4 Almandinrundeln an der Fußplatte. Original:

Silber vergoldet. Langobardisch sind die runden und nicht plan geschliffenen Almandinrundeln.

2 Bügelfibeln hielten den über dem Unterkleid getragenen Klappmantel mit großem Überschlag und zwar mittig im Bereich des Unterbauchs und

darunter im Schritt.

S-Fibel mit als Vogelkopf gestalteten Enden und 2 kl. runden Almandinaugen (Fundort unbek.)

Kolbenring mit stark verdickten Enden, Silber. Statussymbol. Der Armreif wurde aufgebogen (St. Dizier)

Schilddornschnalle, Gürtelschnalle mit geradem Dorn. Sie ist klein und typisch für frühe Gürtel um 490/500 (Fürstengrab von Planing).

Sie wurde an einem Ledergürtel befestigt. Der Gürtel wurde in der Taille auf dem Klappmantel oder darunter um die Hüften getragen. Gürtel waren auch mit (asiat.) Seide bezogen, gewebt oder aus besticktem Hirschleder.

Zwei Almandinscheibenfibeln zum Verschließen des Schlitzes des Frauenunterkleids mittig oben und darunter. Es wurde im übrigen mit Bändern geschlossen und musste zum Stillen vorn geöffnet werden können. Gelötetes Zellenwerk mit plan geschliffenen Almandinen (Schretzheim).

Rosettenscheibenfibel. Gelötetes Zellenwerk mit plan geschliffenen Almandinen, Filigrandrahtverzierung und Granulierung (Fundort unbek.)

Bügelfibel mit almandinbelegtem Fuß mit 5 almandinbelegten Knöpfen und nielloverziertem Bügel

(St. Dizier, Frankreich, 400 km entfernt)

Adlerfibel, Replik. Original aus Harheim: Gold.

Gelötetes Zellenwerk mit plan geschliffenen

Almandinen (Unterart des Granat) und grüner

Einlage. Das Original stammt aus frühem

Harheimer Grab (seit 1972 Frankfurt-Harheim)

Pinzette, die fast in jedem Männergrab zu finden ist. Profilierte Zange der frühen Zeit. Material wie Original: Bronze. Schon die Kelten hatten Pinzetten, mit denen Männer ihre Augenbrauen zupften.

Durchbrochene Zierscheibe mit Holzring und dazugehörigem Lederbeutel, Rekonstruktion (Antja Bartel, Fundort: Waging am See). Am Rand Tierreigen mit Vogelköpfen, mittig 4 Menschen im Kreis mit erhobenen Händen. In

beraubtem Männergrab in F.-Harheim fand sich solche vergleichbare Zierscheibe am linken Knöchel. Ein Beutel konnte Währung, Nähgarn, eine Locke u. a. enthalten.

Sie sind Nachbildungen von Originalen, gefertigt von Bernhard Fehse (Schmiedearbeiten) und Stefan Eck (Pfeilbau), Ichtershausen (Freier Ritterbund Thüringen). In den Gräbern fanden sich nur Pfeilspitzen, da das Holz der Pfeile vergangen ist. An den Enden sind Federn zur Verbesserung der Flugeigenschaften befestigt.

Bemerkenswerter Schädelfund in Harheim

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Im Juli 2019 stießen Grabungstechniker Rolf Skrypzak vom Denkmalamt Frankfurt a. M. in F.-Harheim auf dem Gelände der früheren Gärtnerei Müller an der Keltenstraße auf einen Schädel aus der Jungsteinzeit, der einen bisher einmaligen Fund in Frankfurt darstellt. Dessen Schädeldecke ist zertrümmert. Eine Augenhöhle und das Nasenbein sind zerstört. Während der Oberkiefer überraschend mit einer Reihe Zähne gut erhalten ist, fehlt der Unterkiefer. Der Kopf wurde offenbar vom Körper abgetrennt, der Unterkiefer entfernt und der Schädel dann möglicherweise aus kultischen Gründen in der Grube abgelegt. Er wurde zunächst um 4800 v. Chr. datiert.

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Zur Zeitbestimmung und Isotopen-Analyse kam der Schädel

nach Mainz. Am 18.02.20 stellte die Leiterin des Denkmal-

amts Dr. Andrea Hampel, die bisherigen Erkenntnisse zu

dem spektakulären Fund im Archäologischen Museum vor.

Danach wird der Schädel auf um 3800 v. Chr. datiert und

hat somit ein Alter von rund 6000 Jahren.

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Es handelt sich um eine Frau, die ihre Zähne als "dritte

Hand" benutzte, etwa zum Abbeißen von Fäden. Die Person

zählt nicht zur früh eingewanderten Gruppe der ersten

Landwirte von um 5500 v. Chr. im Frühneolithikum, in

dessen Zeit schon die Linienbandkeramik fällt. Der Schädel

lässt sich in die Zeit des Spätneolithikums mit der Wart-

bergkultur an der Schwelle der vorangegangenen Michels-

berger Kultur im Jungneolithikum um 4000 v. Chr. einord-

nen. Unverzierte Keramik, Backteller und ein Tulpenbecher

aus der Michelberger Kultur wurden in Harheim gefunden.    Foto: Dagmar Wendler

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Die jungsteinzeitliche Besiedlung fand aber schon davor im Mittelneolithikum mit seinen Hinkelsteiner, Großgartacher und Rössener Kulturen statt. So wurde in Harheim z. B. schiffsförmige Hausgrundrisse der Hinkelsteinkultur von um 4900 v. Chr. nachgewiesen.

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Zeugnisse für die noch frühere jungsteinzeitliche Besiedlung im Frühneolithikum von um 5600 bis um 4900 v. Chr. in Harheim legen die vielen Funde der Bandkeramik und Grundrisse von Langhäusern in der Riedhalsgewann und an der Kreuzung der Riedhalsstraße/Am Römerbrunnen ab. In den strohgedeckten Häusern waren Menschen und ihr Vieh Wand an Wand untergebracht.

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Frau Dr. Hampel stellte den in Frankfurt einmaligen Schädelfund am 18.02.20 im Archäologischen Museum vor. Und es bleibt spannend: Die Ergebnisse der Isotopen-Analyse aus Mainz stehen noch aus ...

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